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Die Wiederherstellung der Eingangstüre der Lourdes-Kapelle

Der nachfolgende Bericht von Johannes Meyer erläutert die Herstellung der Eingangstüre und zeigt erste Bilder der neuen Eingangstüre in seiner Schreinereiwerkstatt:

Der verheerende Brand vom 24.04.2022, der die Lourdes-Kapelle zerstörte, hat auch die Substanz der Eingangstür vollständig vernichtet. Obwohl das Türblatt und der Stock aus massivem Eichenholz bestehen, blieb kein Teil der Holzsubstanz soweit unbeschädigt, dass man eine Wiederverwendung von Teilbereichen ins Auge fassen konnte.

Die Holzoberflächen waren vollständig verkohlt und sehr instabil geworden, es war lediglich den stabilen Beschlägen zu verdanken, dass die Tür bis zum Beginn der Restaurierungsmaßnahmen weiterverwendet werden konnte.

Zielsetzung der Aufgabe der Wiederherstellung war eine exakte Rekonstruktion des bis zum Brand vorhandenen Bestandes, was manchmal gar nicht so einfach war, da die Außenkonturen durch die verbrannten Oberflächen nicht mehr erkennbar waren.
Insbesondere bei den Profilen war das eine Herausforderung, konnte aber durch eine Profilabnahme und den Vergleich an mehreren Stellen gelöst werden.
Das Massivholz wurde nach der Auftragserteilung zugeschnitten und konnte bis zur Fertigung ablagern, was insofern wichtig war, als sich nach dem Zuschnitt von großen Holzdicken noch Spannungen abbauen und sich das Holz dadurch verwinden kann. In der modernen Fertigung ist durch kurzfristige Auftragserteilung oft ein umgehendes Weiterarbeiten mit dem gelieferten Holz nötig, was nicht optimal ist. In diesem Fall war es so, dass durch die Auftragserteilung im letzten Jahr und dem Start der Fertigung zu Beginn dieses Jahres ausreichend Zeit verging, so dass man bei der Verarbeitung diese Wartezeiten einhalten konnte.

Für die Anfertigung einer Rundbogentür sind zahlreiche Schablonen für alle Bögen und Bogenteile notwendig. So wurden zum Beispiel Schablonen für den Außen- sowie Innenbogen an Stock und Türblatt sowie für die oberen Füllungen benötigt. Für die Konstruktionszeichnungen und den Schablonenbau einer Rundbogentür vergeht oft mehr Zeit, als für die Anfertigung eines kompletten rechtwinkligen Türblattes. Aber die Schablonen müssen exakt und gewissenhaft vorbereitet werden, denn jede Ungenauigkeit an der Schablone überträgt sich auch auf den Stock oder das Türblatt.

Die Eckverbindungen an dieser Tür nennt man Schlitz-und-Zapfen-Verbindung. Dazu wird die Holzdicke in drei Teile aufgeteilt. Bei den Schlitzteilen wird in der Mitte das Holz herausgefräst, bei den Zapfenteilen auf den beiden Außenseiten. So ergibt sich beim Zusammenschieben eine formschlüssige Verbindung, die nach der Verleimung eine große Flächen- und Winkelstabilität besitzt. Dafür ist diese Verbindung aber auch weitaus aufwändiger anzufertigen, als die heute üblichen Dübelverbindungen.

Beim Verleimen war die Herausforderung die große Anzahl der Verbindungen, sowie die Tatsache, dass die Füllungen gleich mit eingebaut werden mussten. Da der Leim, wenn er einmal aufgetragen ist, nur eine begrenzte Verwendungszeit hat, herrschte hier großer Zeitdruck. Um die Verleimung trotzdem an jeder Verbindung exakt im Griff zu haben, wurde auf mehrere Etappen verleimt. Dadurch vergingen für die Verleimung des gesamten Türblattes einschließlich Trockenzeiten mehrere Tage. Für die Verleimung wurde trotz des Anspruchs an eine möglichst exakte Rekonstruktion moderner, wasserbeständiger Weißleim verwendet, weil historische Leime keine ausreichende Witterungsbeständigkeit aufweisen.

Nachdem Türblatt und Stock entsprechend den Schablonen verleimt waren, herrschte trotz aller Planungsarbeit Erleichterung, als Türblatt und Stock auch sauber aufeinanderpassten.

Jetzt mussten die Beschläge angebracht werden, die nach entsprechender Überarbeitung von der Originaltür übernommen werden konnten.
Die Kegel für die Bänder waren handgeschmiedet und auch schon mehrfach umgearbeitet worden. Jetzt mussten sie in den Stock eingeschlagen werden, und dafür gibt es nur einen Versuch. Was einfach sein mag, wenn man sich ein modernes, exakt gefertigtes Band vorstellt, ist bei einem handgeschmiedeten Band, bei dem kein Winkel und kein Maß stimmen durchaus nervenaufreibend.

Aber jetzt ist die Tür fertig im Stock angeschlagen und lässt sich vorstellungsgemäß öffnen und schließen.
Vom Türblatt werden jetzt wieder alle Beschläge abgenommen, dann wird es geschliffen und zur Oberflächenbearbeitung mit pigmentiertem Leinöl vorbereitet.

 

Text und Bilder: Johannes Meyer