Durch Kaiser Konstantin, getauft 337, wurde das Christentum toleriert. Seit Kaiser Theodosius (375 – 395) galt es als Staatsreligion. Die neuere Forschung nimmt an, dass auch die keltisch-germanische Mischbevölkerung des Alpenvorlandes beim Abzug der Römer (um 480) bereits weitgehend getauft war. Durch die Tätigkeit der im 6. und 7.Jahrhundert von den bayerischen Herzögen ins Land gerufenen irisch-schottischen Glaubensboten und der Bischöfe Emmeran, Rupert und Korbinian festigte sich der Glaube. Die in den ersten Jahrzehnten des 8.Jahrhunderts vollzogene Vollendung der Christianisierung des Chiemgaus ging von Salzburg aus. Hier hatte der hl. Rupert bereits das Kloster St. Peter gegründet. Es wurde eine geordnete kirchliche Organisation geschaffen, die schließlich in Gründung der fünf bayerischen Bistümer Freising, Regensburg, Salzburg, Passau und Brixen im Jahre 739 ihren Ausdruck fand. Fast 1100 Jahre (bis 1817) gehörte unsere Heimat kirchlich zum salzburgischen Erzstift. Um 1120 wurde sie innerhalb des Bistums dem Archidiakonat 2) Baumburg (Augustiner-Chorherren-Stift) unterstellt. Das Gebiet der späteren Stadt Traunstein dürfte zunächst zur Pfarrei St. Peter in Erlstätt (um 720) gehört haben. Hier in unmittelbarer Nähe zur Römerstraße lag der älteste (historisch nachweisbare) Pfarrhof unserer Gegend. 788 ist der Pfarrhof Erlstätt im Indiculus Arnonis, einem Güterverzeichnis von St. Peter in Salzburg, als „ad Erlastedi ecclesia cumterritorio“ verzeichnet. 1263 wurde der Erlstätter Pfarrsitz wohl in das benachbarte Haslach verlegt, das 1140 erstmals in einer Baumburgischen Urkunde (Mon.Boica II.) erwähnt wird. „Haslach, der zweite Pfarrsitz statt Erlstätt“ (Überschrift aus Johann Joseph Wagner, Geschichte des Landgerichts Traunstein) und fährt fort „Die Erwähnung Traunsteins zum Gerichtssitze gibt uns auch den Zeitpunkt an, dass nun anstatt des 1 Stunde entfernten Erlstätt das nahe Haslach zum Pfarrsitze geworden ist, denn, 1263, 10. Juli wenigstens kömmt ein Gerhardus ausdrücklich als plebanus oder Pfarrer de Haslach vor“. Es hat immer wieder Versuche gegeben, Traunstein zu einem eigenen Pfarrsitz zu machen. In den Jahren 1647, 1669, 1678 und besonders 1697 bemühte sich der Haslacher Pfarrer Antensteiner um eine Verlegung seines Sitzes von Haslach in die Stadtgemeinde Traunstein. Die Ansinnen scheiterten zu dieser Zeit am Stadtbrand von 1704. Ähnliche, weitere Bemühungen gab es 1802. Im Jahre 1803 geschah die Säkularisation. 1807 folgte die Aufhebung der Archidiaconate (auch des Archidiakonates Baumburg) – und eine Ausweitung des Dekanatsbezirks Haslach in Richtung Südwesten (Eingliederung von Pfarreien aus dem bisherigen Bistums Chiemsee). Der Dekanatsbezirk Haslach wurde aber, weil Salzburg an Österreich gelangte, vom Erzbistum getrennt und zuerst, von 1807 bis 1812, dem General-Vikariat Freising unterstellt, dann 1812 bis 1816 wieder dem salzburgischen Consistorium und endlich 1817/18 dem Erzbistum München-Freising zugeheilt. Diese kirchliche Neuordnung war insofern bedeutungsvoll, als sie auch eine Umorientierung der kulturellen Beziehungen Traunsteins von Salzburg nach München zur Folge hatte. Die politische Zugehörigkeit der Stadtgemeinde Traunstein zu Bayern war ja bereits seit 1275 gegeben. 1839 glaubte man, mit dem Anprangern von allerhand Missständen zum Erfolg zu kommen, doch wiederum ohne Erfolg. Johann Joseph Wagner‘s Aufzeichnungen enthalten aus dem Zeitraum 1840 bis 1850 folgende Beschreibung der Stadtpfarr Haslach-Traunstein: „Der gegenwärtige Pfarrsprengel Haslach-Traunstein an der Staatsstraße und Eisenbahn von München nach Salzburg hat einen Umfang von 7 Stunden, und es begrenzen ihn die Pfarreien Chieming, Hart, Traunwalchen, Otting, Surberg, Siegsdorf, Vachendorf und Grabenstätt. Nur ein bedeutender Hügel erhebt sich im Südosten der Stadt (der Hochberg), von wo aus sich ein unerwartet herrliches Panorama darbietet, obwohl der Weg hinan nur 3 Viertelstunden beträgt und daher von Einheimischen und Fremden häufig besucht wird. Die Haupttheile des Pfarrbezirkes sind: 1) Die Stadt Traunstein mit Burgfrieden (jetzt 450 Häuser, 3966 Seelen) 2) Der Landbezirk Haslach (120 Häuser, 790 Seelen) 3) Die Cooperatur Nußdorf nördlich (74 Häuser, 459 Seelen) 4) Die Cooperatur Erlstätt, westlich von Haslach und Traunstein (105 Häuser, 661 Seelen) Haslach-Traunstein ist eine Säcular- und Monatspfarr und wurde vermöge Ordinariats-Weisung vom 27. Juli 1827für den ersten Erledigungsfall am 3. Juli 1827 vom Könige besetzt. (…)
Die Kirchen des Bezirkes sind:
A) Pfarrkirche ist das Gotteshaus zu Haslach
B) Filialkirchen sind:
1) Zu Traunstein die St. Oswaldskirche
2) Zu Erlstätt die St. Peterskirche
3) Zu Nußdorf die St. Laurentiuskirche.
C) Nebenkirchen sind:
a) im Seelsorgebezirk der Stadt:
1) Die Gottesackerkirche,
2) die Salinenkapelle in der Au,
3) die heil. Geistkirche,
4) die Schulkirche, einst Kapuzinerkirche (ehem. „Klosterkirche“ – heute Kunstraum Klosterkirche)
5) die Kapelle zu Sparz
6) die Reiter’sche Kapelle,
7) das Oratorium in dem Spitale (im ehem. Ortsteil Hl. Geist),
8) die Abendmahls-Kapelle, (ehem. Kapelle des Kinderheimes St. Josef)
9) das Oratorium im Bade Empfing.
b) im Bezirke Haslach:
1) die St. Michaels-Kapelle im Gottesacker,
2) die St. Vitus- und Annakirche zu Ettendorf.
c) Im Bezirke Nußdorf: Die St. Nikolaus- und Joh. Baptist-Kirche zu Sondermanning.
*Bruderschaften*: 2 in der Stadtkirche
*Schulen*: a) in der Stadt, b) in der Au, c) in Haslach, c) in Nußdorf. d) in Erlstätt
Der letztlich erfolgreiche Versuch Traunstein zum Pfarrsitz zu machen, wird von Max Fürst (Maler und Heimatforscher) in seinem 1884 erschienenen Buch (Druck von A. Miller u. Sohn, Traunstein) Geschichte der St. Oswaldskirche in Traunstein wie folgt beschrieben: „Schon seit Langem hatte man es in Traunstein ungern gesehen, daß der Pfarrsitz nicht in der Stadt, sondern im nahen Dorfe Haslach sich befand. Eine Änderung dieses Zustandes herbeizuführen, war das angelegentlichste Bestreben der Bürgerschaft. Durch die Ablösungen von Grundlasten, Zehenten ec., welche das Jahr 1848brachte, fand man eine Transferirung des Pfarrsitzes leichter durchführbar und die unternommenen Schritte hatten auch zur Folge, daß die Pfarrsitz-Verlegung laut einer Ministerial-Entschließung vom 20. Dez. 1850 genehmigt wurde. Schon am 28. des folgenden Monats (also am 28.Januar 1851) verließ Pfarrer Michael Ernst mit seinen Hilfsgeistlichen das Pfarrhaus in Haslach und siedelte nach der Stadt über, wo er vorerst in einem Privathause (bei Kaufmann Wassermann) Wohnung nahm. Zur gleichen Zeit wurde der vor dem westlichen, sogenannten oberen Thore gelegene Garten eines Weinwirthes als Platz für das zu bauende Pfarrhaus erworben. (…) Mit ein wesentlicher Grund, der schließlich zur Verlagerung des seelsorgischen Schwerpunktes in die Stadt führte, war aber sicher auch das unaufhaltsame Wachstum der Stadt Traunstein. Nach 150-jährigem Bemühen und Bestreben wurde der Pfarrsitz also formell auf Grund der Ministerial-Entschließung vom 20. Dezember 1850 von Haslach in die Stadt Traunstein verlegt. Die neue Pfarrei in der Stadtgemeinde Traunstein übernahm den Namen des Kirchenpatrons ihrer Kirche, deren Existenz in der ältesten (erhaltenen) Urkunde im Stadtarchiv bereits für das Jahr 1342 verbürgt ist, aber sicher tatsächlich im Ursprung wesentlich älter – des hl. Oswald. Die Pfarrei Traunstein St. Oswald war errichtet. Über sieben Jahrhunderte lang (1140 bis 1850) war Traunstein kirchlich an Haslach, als die Mutterpfarrei, gebunden. Haslach wurde nun zur Filial- und Tochterkirche von Traunstein, seelsorglich betreut von einem in der Stadt wohnenden Kooperator. Erst 1914 wurde Haslach wieder selbständige Pfarrei; die Pfarrei Haslach „Mariä Verkündigung“. Im Jahre 1937 wurden die – aus der Historie, wie vorstehend dargestellt – noch zur Pfarrei St. Oswald Traunstein gehörigen früheren Kooperaturen Erlstätt und Nußdorf als selbständige Pfarrkuratien abgetrennt. 1952 folgte die Errichtung der eigenständigen Pfarrkuratie Hl. Kreuz und damit die Abtrennung eines beträchtlichen Teiles des Pfarreigebietes. Seither erstreckt sich die Pfarrei St. Oswald Traunstein auf das Stadtgebiet südlich der Bahnlinie München-Salzburg (innerhalb der bis 1972 zur kommunalen Gebietsreform in Bayern geltenden Stadtgrenzen) und die Ortsteile Ettendorf, Trenkmoos, Hallabruck, Hufschlag, Thann, Thannreit, Lappen, Rosenthal und Jahn aus der (östlich von Traunstein gelegenen selbständigen) Gemeinde Surberg. Hans Kösterke