Geschichte der Pfarrei Surberg

Ursprünge Surbergs

Wer die Bundesstraße 304 von Salzburg über Traunstein nach München fährt, kann 5 km vor Traunstein die hoch gelegene Kirche von Surberg mit ihrem mächtrigen turm und der großen Zwiebel nicht übersehen.

die älteste bekannte Erwähnun Surbergs findet sich im sog. "indiculus Arnonis", einem Verzeichnis des Besitzes des Stiftes St. Peter in Salzburg, das Arno, Bischof von Salzburg und Berater von Karl dem Großen, durch den Diakon Benedikt anfertigen ließ. Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert lebten in Surberg (Sueberch) die Sighardinger. Zwei Brüder Sighards III., der den geisltichen Stand erwählt hatte, namens Meginhard (Graf im Pinzgau und seit 1074 Ministeriale von Salzburg) und Sigboto I. bauten sich auf dem Berg westlich der Kirche eine Burg (heute nur noch der Burghügel vorhanden). Meginhard fiel am 6.12.1095 in der Schlacht bei Saaldorf. Sigboto III. gab 1193 eine "Baustatt Surberg" (den "mansus ante portam ecclesiae", den Kirchtörerhof) als "Seelgerät" für sich und seine Vorfahren an Salzburg.Demnach muss schon vor 1193 in Surberg eine Kirche bestanden haben; wahrscheinlich in Form einer Kapelle als Anbau an den römischen Wachtturm aus Buckelquadern, dem heutigen Kirchturm. Um 1250 starb mit Liutold das Geschlecht der Sighardinger von Surberg aus; es hatte viele Schenkungen an die Kirchen und Kapellen Salzburgs, den Klöstern Admont, Reichersberg, Stams und Raitenhaslach gemacht, wo noch heute ihr Wappen zu sehen ist.

Mit Urkunde vom 24.8.1491 gesteht der Pfarrer von Otting Surberg einen ständigen Kaplan zu.  Beim Eingang der Kirche befindet sich der Gedenkstein an den ersten Kaplan von Surberg, eine besondere Kostbarkeit, die jetzt als Weihwasserbecken dient. Die Vorderseite mit dem Bild eines Pristers, der einen Kelch in Händen trägt, weist die Inschrift auf: "1514 / Johannes Gaugkler, Priester / Anna Köchin / Got genad enge sun". Seitlich rechts steht auf einem kleinen Schild: "dne mei mise" (Herr, erbarme dich meiner). Auf der rückseite des Steines finden wir eine Frauengestalt. Unter den gefalteten Händen erkennt man einen Kochlöffel, darunter die Inschrift: "Got erparm dich über mich".


500 Jahre sind eine lange Zeit - kleine Pfarrgeschichte

Die große "Elferglocke" trägt die Jahreszahl 1478. Dieses Zusammentreffen erklärt sich daher, dass die damalige Kirche um einen Anbau des Altarraums erweitert wurde; damit hängt offensichtlich die Anschaffung der Glocke, der Altarplatte, des Grablegungschristus und des großen Kreuzes zusammen. Das Alter der Kirche selbst dürfte in ihren ersten Anfängen nochmals 500 Jahre weiter zurückreichen. Die älteste Erwähung Surbergs stammt aus der Zeit um 800 n. Chr. Es gehörte zur 757 gegründeten Pfarrei Otting. Nähere Einzelheiten sind nicht mehr bekannt, da 1624 bei einem Brand im Pfarrhof Otting das gesamte Archiv vernichtet wurde.

Die Planskizze von 1690 lässt erkennen, dass damals der Kircheneingang sich auf der Nordseite befand, westlich vom sog. Beinhaus und der Sakristei, dem heutigen büchereiraum. Bei der Rnovierung 1977 bestätigte sich dies, als der zugemauerte Eingang mit den Stufenresten gefunden wurde. Doch zurück in die Geschichte: am 25.11.1699 traf die Surberger Kirche ein schweres Unglück. Um 8 Uhr früh ward ein Sturmwind des Turm auf das Kirchenschiff; dabei wurden auch Teile des Gewölbes eingeschlagen. Mit 15 großen Bäumen wurde die Kirche gestützt, bis 1702 mit der Renovierung begonnen werden konnte. Zwischenzeitlich wurden die Gottesdienste im Beinhaus und der Eingangshalle gefeiert, die Trennwand hatte man zu diesem Zweck entfernt.

Kurz vor dem Unglück war noch Bestuhlung und Pflaster erneuert sowie die inneren Seitenaltäre aufgestellt worden. Fünf Jahre dauerte es, bis auch der Turm mit seiner heutigen Zwiebelform fertiggestellt war.

Der eingestürzte Turm hatte eine Spitze, ähnlich der der Pfarrkirche Siegsdorf. Wie der Turm wurde auch die Kirche mit Lärchenscharschindeln eingedeckt. Eine vorhandene Rechnung weist die Kosten für die Dachstuhlreparatur auf 1280 fl aus. Beim Umbau des Langhauses 1702/1703 entstand das heutige Gewölbe; bis dahin war eine romanisch-gotische Holzdecke vorhanden. Aus dem Jahr 1705 findet sich ein Bauplan zur Errichtung der beiden Seitenschiffe, der ein Jahr später verwirklicht wurde. Das Schiederdach erhielt die Kirche erst nach dem Jahr 1870, als dafür Gelder aus den Reparationsleistungen von Frankreich zur Verfügung standen. Etwa aus dem Jahr 1673 stammt ein Auferstehungschristus von Wolfgang weißenkirchner, Salzburg. Diese Figur kann leider nicht mehr gefunden werden. Ältere Bewohner wissen noch von ihr; sie soll etwa ein Meter hoch gewesen sein.

Aus dem Jahr 1758 stammt der alte Pfarrhof (bei Wimm, heute privat) mit seinem salzburgerischen Baustil, anstelle des alten Vikariatshauses, das noch ganz aus Holz gebaut war. (heute privat)

Im Jahr 1811 schließlich wurde Surberg eine eigene Pfarrei; sie wurde seither von 17 Pfarrern versorgt. Im Jahr 1843 war wieder eine große Renovierung erforderlich, bei der auch der Eingang und die Sakristei auf die Südseite verlegt wurde. Die Seitenschiffe erhielten neue Wölbungen, der Turm wurde neu eingedeckt. 1842 erhielten die beiden inneren Seiten altäre große Bilder (Künstler: Weibhauser, Fridolfing, von dem auch der gemalte Kreuzweg sein dürfte).

Die Deckengemälde gehen auf das Jahr 1882 zurück, das Landesamt für Denkmalpflege vermutet noch weitere Bilder, die bei nächster Gelegenheit freigelegt werden sollen.

1951 erhielt der Turm eine Fichtenschindeleindeckung, die bis 1977 der Witterung standgehalten hat. Den Opfern der Weltkriege gewidmet ist das Kriegerdenkmal am östlichen Eingang des Friedhofes, es wurde 1954 neu hergerichtet. 1959/60 wurde die Kirche völlig neu gestaltet.

1964/65 erhielt die Pfarrei das neue Pfarrhaus mit dem Pfarrheim. Aus Kosengründen wurde die 1960 in die Kirche eingebaute Elektroheizung 1970 durch eine Öl-Warmluftheizung ersetzt. 1967 wurde die Leichenhalle umgebaut, 1975 erhielt die Kirche eine neue Orgel. Friedhofserweiterung und Außenrenovierung der Kirche mit dem Turm wurden 1977 in Angriff genommen.

Im Jahre 2011 konnte das 200-jährige Bestehen der Pfarrei Surberg feierlich be­gangen werden. 2019 wurde die Pfarrei schließlich in die Stadtkirche Traunstein eingegliedert.


Die Surberger Wallfahrt zur Heiligen Familie

Der blaue Rahmen ist später hinzugekommen, das Bild selbst stellt die Heilige Familie dar in der Art, die wir heute als „Klosterarbeit“ bezeichnen würden. Es stammt vermutlich aus der Hochphase der Wallfahrt; das ursprüngliche Wall­fahrts­bild, das aus der Pech­schnait hierher über­führt worden ist, dürfte es nicht sein. Die Anfänge gehen zurück auf ein Täfelchen mit den drei Heiligen Personen Jesus, Maria und Joseph, das aber „von so schlechter Hand gemalt, dass es nicht von einem Maler oder Lehrjung sein kann. Das Täfelchen hat ein unbekannt abgedankter Soldat an einen Eichbaum aufgehängt. Dort hat es das weidende Vieh an der nötigen Ehrerbietung fehlen lassen und das Bild herunter geworfen. Ein Knecht von Andrichstatt hat es daraufhin höher gehängt und zum Schutz gegen die Witterung ein Holzdächlein angebracht.“

Zu diesem Täfelchen kamen bald Besucher mit allerhand Gebrechen, Krankheiten und Zuständen, in denen ihnen geholfen worden sein soll. Was schnell zu „solch häufigen Zulauf und unverhoffter Andacht“ führte. Der aufgestellte Opferstock enthielt bald 200 Gulden und daneben 1000 Stuckl allerhand Figuren gegossenen Wachs. Der Opferstock führte natürlich schnell zum Streit zwischen dem Pfleggericht Traunstein und dem Pfarrherrn in Otting. Ein kleiner Blick zurück: Am 25.November 1699 hatte ein heftiger Sturm den Kirchturm dieser Kirche auf das Langhaus geworfen und dieses totaliter eingeschlagen.

Der Erzbischof von Salzburg hat in dem Opferstockstreit entschieden, dass die ungeregelte Wallfahrt in der Pechschnait unterbunden wird und das Bild in diese Kirche zu überführen ist, und die Wallfahrtseinnahmen für die erheblichen Reparaturkosten der Kirche zu verwenden sind. Zum Zeitpunkt der Übertragung am 24. Februar 1702 waren dies 354 Gulden und 5 ½ Kreuzer. Vikar Arringer konnte bereits 1702 mit der Renovierung der Kirche beginnen. Außerdem erfolgte zugleich auch die Barockisierung der Surberger Kirche. In das Langhaus wurde ein barockes Schalgewölbe eingezogen und zwei neue Westemporen errichtet. Die Wallfahrt blühte vermutlich und machte 1705 in Surberg einen zweiten Priester notwendig. 1706 wurde die Kirche durch den Anbau von zwei Seitenkapellen erweitert. 1707 wurde dann der Turm ausgebaut und erhielt die barocke, achteckige Zwiebelhaube. Durch die beträchtlichen Einnahmen konnte die Kirche in den nächsten Jahrzehnten reichlich ausgestattet werden: z.B. vier barocke Seitenaltäre, Barockkelch, Monstranz (1723), Marienstatue, Ewiglichtampel, Ziborium mit Kronendeckel (1728) und Kreuzweg. Die Wallfahrt in Surberg ist anfangs des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen erloschen (Säkularisation). Deshalb wurde der zweite Priester 1814 mit Salzburger Dekret wieder abberufen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stand auch die sog. Schneiderkapelle im Zusammenhang mit der Wallfahrt. Wie heute noch oft Kreuzwegstationen auf viele Wallfahrtsziele hinführen, so könnte sie Zwischenstation - auf dem Wallfahrtsweg vom Westen her – gewesen sein. Die Kapelle hat sowohl im unteren Altarbereich als auch auf einer großen Votivtafel die Heilige Familie als Motiv.


 Zusammengestellt und ergänzt: Josef Wendlinger

 

Quellenangaben:

Pfarrei St. Georg Surberg, Kath. Pfarramt Surberg 1978

200 Jahre Pfarrei St. Georg Surberg, Pfarrei St. Georg Surberg 2011

Heimatbuch Surberg, Heimatkundlicher Verein Surberg 1990